Roman Schnellbach
Tag 3
Was ich mache? Kaputt sein. Aber dazu so mega motiviert und geflasht und Adrenalin und was weiß ich.
Es ist ganz schwer zu erklären. Überlegt mal, wie würdet Ihr erklären, wie es sich anfühlt zu laufen. Naja, ihr lauft halt, oder? Und für mich sind aber so viele Dinge, so lange weg gewesen, die für Euch so alltäglich und normal sind.
Und jetzt kommen sie wieder zurück. Eine Ahnung davon, wenn ich im Rollator stehe, und drei Therapeuten mit mir laufen. Ich selber erst eher ahnen kann, dass wirklich ich meine Hüfte alleine bewege und das linke Bein entlaste mich auf das rechte Bein, mit der Prothese stelle. Dabei dann den linken Oberschenkel, mit aller Kraft, die ich da unten aktivieren kann, nach oben ziehe und dann mit Hüftdrehung den linken Fuß vorschiebe.
Ja, meine Hüfte wird gestützt, ja der Unterschenkel wird etwas mit nach vorne geschoben. Ja, ich hebe den Fuß noch nicht hoch, sondern hab Socken über den Schuhen, damit sie über den Boden rutschen können. Dann Po nach vorne bewegen, wieder ganz aufrichten, Gewicht aufs linke Bein verlagern. Rechten Oberschenkel hochziehen und Fuß nach vorne schieben.
7 Schritte - ich habe kein Gefühl, wie lange das dauert - Pause im stehen, der Schweiß rinnt mir herunter. Noch ein paar Schritte und zurück in den Rollstuhl setzen.
Und andere Patienten sehen zu, andere Physio- und Ergotherapeuten und es macht Lust auf mehr. Und genauso, den anderen bei ihren Gehversuchen zuzusehen. Wahnsinn.
Und dann sagt mir heute die Leiterin der Physiotherapie, die mit mir im Januar das Probetraining schon machte… es sei der absolute Wahnsinn zu sehen, was bei mir am dritten Tag schon an mehr Stabilität da sein, ich knicken nicht mehr so extrem ins Hohlkreuz, meine Haltung im Hochsitz auf der Bank sei so viel stabiler, sehe viel besser aus…
hey, das ist erst Tag drei. Und ihr könnt Euch vorstellen, was das in mir ankurbelt, oder?
Ich schaffe das!
Und Ihr seid alle dabei!