Roman Schnellbach
Na also… geht doch!
Donnerstag 18.06.20
Heute morgen sagte ich gleich zu Amina, dass ich keine Lust hätte. Das hab ich glaub, die ganzen acht Wochen noch nie gesagt. Warum? Ach, ich hatte noch im Kopf, dass gestern das Laufen… wie soll ich sagen? Gut, ein paar Schritte mit der Kniebeugung rechts, haben ja geklappt. Aber Thorben hatte mir dauernd gesagt, wie schief und scheps ich dahängen würde. Meine rechte Schulter war dauernd Richtung Himmel unterwegs, die Rumpfstabilität zum Teufel. Ich wackelte hin und her wie ein Segelboot im Sturm. Und das ärgert mich. Ja, ich weiß schon, jeden Tag verbessern sich Dinge bei mir, die merke ich auch und bin ja auch zufrieden. Aber wenn ich EIGENTLICH dieses Stabilität schon besser kann, zumindest in anderen Übungen, dann möchte ich es beim Laufen auch anwenden. Und das klappte einfach nicht.
Mein Wille ist dieses riesige, unglaublich große Ding. Und die andere Seite, die ich ja auch habe, die Fähigkeit mit wenig zufrieden zu sein, Geduld zu haben, abzuwarten, die ist schon da, aber nicht so laut. Ich vergesse sie manchmal.
Und natürlich haben wir dann dennoch wieder intensiv gearbeitet. Und viele Dinge gelangen wieder deutlich besser als gestern. Ich hatte also nichts, worüber ich mich beschweren musste.
Im Lokomat ging es ein wenig besser als gestern. Aber trotzdem stoppe ich den Lokomat immer wieder. Ich kann es schon vorher spüren. Denn wenn die Spannung im Bauch plötzlich hochfährt und dann sich auf den Oberschenkel überträgt, dann rumpelt es und das Ding bleibt stehen - oh mann - naja. Dann versuchen wir dies und das, langsam und dann ziemlich stark die Geschwindigkeit beschleunigen - und irgendwann lief es dann.
Und die Zeit verging wieder wie im Flug - Laufen. Amina rechts, Martin links, Thorben vor dem Rollator und Charléne filmte… und dann passierte das, was ich mir schon so lange gewünscht hatte. Die Schritte wurden immer leichter. Ich musste immer weniger Gewicht auf die Hände legen. Das Beugen des rechten Knies gelang immer öfter gut - die Schritte wurden sicherer und folgten schneller aufeinander. Und mein Rumpf war plötzlich schön stabil und in der Mitte - die rechte Schulter nicht sonst irgendwo. Yes.
Ihr könnt Euch vorstellend dass ich mit einem sehr breiten Grinsen zum Essen bin.
Und damit ich die nächsten vier Wochen auch noch voller Energie und mit Elan bewerkstelligen kann, habe ich beschlossen morgen nachhause zu fahren. Hab eine Menge Sachen, die ich die nächsten vier Wochen nicht mehr brauchen werde, ins Auto gepackt und werde morgen nach dem Training noch zu Mittag essen und mich dann direkt auf die Reise machen.
Freu mich riesig, meine Kleinste hat am Sonntag dazu noch Geburtstag - allein das wäre schon ein Grund.
Deshalb wird es morgen eventuell keine Nachricht von mir hier geben.
Längere Version des Videos auf meinem YouTube Kanal: