Roman Schnellbach
einfach nur erledigt
30.4.20
Ich bin einfach erledigt. Aber glücklich und zufrieden. So viele nette Menschen, ab Pflegerinnen und Pfleger, Therapeuten und Therapeutinnen, alle anderen Mitarbeiter. Essen gut und ja, man hat Hunger hier. Und jeder hat seine Geschichte. Man ist nicht mehr der einzige, der was krasser erlebt oder überlebt hat.

Es sind so viele Schicksale, die alle heftig sind. Und doch strahlen alle einen Mut und eine Zuversicht auf - nehmen ihr Los nicht einfach an, sondern gehen es an, daran wieder etwas zu ändern. Und das ist auch die Stimmung, die hier durch alle Räume und Gebäude zieht. Nicht mehr das Gefühl von Mitleide, wenn "Fußgänger" denken oder ausstrahlen "ach der Arme, oh Gott oh Gott, das ist ja furchtbar." Nein, hier ist das Gefühl ein ganz anderes: WIR SCHAFFE ES immer noch ein Stück weiter. Und wir helfen uns selbst und man unterstützt und motiviert sich gegenseitig und alle freuen sich an jedem Erfolg und jeder weiß, dass alle sich reinhängen und alle sich "quälen" - aber jeder tut es, weil er will, weil er Sinn darin sieht, weil es ihn oder sie weiter bringt. Wenn ich dann an all die immer gleichen Geschichten denke, die fast jeder erzählt, wenn Ärzte oder Therapeuten in Kliniken oder Rehazentren nach so kurzer Zeit den Gelähmten sagen, das wird nichts mehr - Du wirst nicht mehr laufen können. Wie beschissen ist diese Botschaft? Sie nimmt den Mut, und den Blick nach vorne, dass ICH es bin, der entscheidet, wie weit ich komme - mein Kopf ist es - nicht die Meinung eines Arztes oder Therapeuten. Die haben es nicht besser gelernt, weil sie es nicht erlebt haben, dass der Wille wahrlich Berge versetzen kann. Aber alle, die es mal gesehen habe, was passiere kann, die ändern ihre Meinung sofort. Wenn ich zum Beispiel Michael sehe, der einen Halswirbel gebrochen hatte, und wochenlang überhaupt gar nichts bewegen konnten… und jetzt mit einem Stock wieder laufen kann? Vier Jahre her und was war bei ihm? Er hat einfach nicht daran geglaubt, was man ihm gesagt hat sondern hat nach Alternativen gesucht.
Gut, er war etwas schneller als ich - aber ich habe eben 26 Jahre gebraucht alle die Schrauben wieder zu lockern, damit ich jetzt hier noch einmal alles versuchen kann.
Das lange Wochenende werde ich nutzen wieder Energie zu tanken. Montag geht es wieder mit vollem Karacho weiter!