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  • AutorenbildRoman Schnellbach

Aha-Erlebins

Montag 18.05.20


Mein rechter Oberschenkel ist noch nicht so weit abgeschwollen, dass er wieder in den Prothesenschaft gepasst hätte. Also hieß es heute nach neuen Möglichkeiten zu suchen.

Zuerst haben wir den Besuch von Firma Seifert, mit denen wir über die technische Zukunft meiner Prothese verhandeln werden, auf Mittwoch verschoben. Vorher macht es keinen Sinn. Dann hat Daniela (Leitung des Rehazentrums/Physiotherapeutin) vorgeschlagen meinen Stumpf zu Bandagieren um die Lymphflüssigkeit aus dem Bein besser abtransportieren zu können. Folglich sah mein Oberschenkel noch dicker aus, als ohnehin schon.




Im Lokomkat war ich zuvor wieder ohne der Prothese gelaufen und danach ging es dann, wie auch schon Freitag, wieder los, alle Übungen nur mit einem Bein durchzuführen. Es war ein sehr effektiver Tag. Meine Fortschritte sind wirklich unglaublich. Kein Vergleich zu meiner Ankunft vor drei Wochen.

Ich werde ein anderer Mensch - oder wieder der alte Roman. Meine Frau sagte zu mir, ich klinge anders am Telefon - meine Überzeugung und Motivation sei so ansteckend und sie sieht den Roman wieder, der als junger Erwachsener auch keine Grenzen kennen wollte und voller Energie war. Wie schön, dass sie es auch so spüren kann.


Ein besonderes Aha-Erlebnis hatte ich kurz vor dem Ende der Therapie, als ich mit meiner Kraft schon fast am Ende war. Wir hatten wieder das Bank-Drücken mit dem Hocker auf dem Programm und ich kämpfte wieder mit meiner Rumpfmuskulatur - wie jeden Tag.

Und dann sagte ich zu Amina, entweder wir hören jetzt auf und machen unser letztes Training beim Essen auf dem normalen Stuhl (also nicht Rollstuhl) oder du lässt mich noch mal fünf Minuten durchatmen und wir probieren noch etwas - ich hatte nämlich eine Idee.


Das schwierigste bei der Übung ist der Beginn. Ich sitze im Hochsitz, Gewicht auf dem linken Bein, Hüfte/Po direkt auf der der Bankkante, Rücken gerade, Oberköper aufrecht, Schultern unten, rechte Rumpfseite nach innen angespannt, Bauchnabel zur Wirbelsäule gezogen. Rippen nach unten gekippt damit kein Hohlkreuz entsteht, Schultern nach unten und Schulterblätter nach hinten, Kopf gerade positioniert. Das sind alles Punkte an die Ihr alle nicht denkt, wenn ihr Euch so hinsetzt. Aber ich muss momentan an all das denken - gleichzeitig.


Und jetzt kommt der schwierige Part. Da ich nicht so stabil bin im Rumpf fällt mir das schwer: ich muss jetzt die Schultern unten lassen und die Arme nach oben bringen um die Querstange, die an der Bank befestigt ist zu erreichen - nicht vergessen Schultern unten lassen und nicht Nacken nach hinten ziehen - um die Bank dann nach unten zu drücken. Die ist nicht leicht, das kommt noch dazu. Und beim nach unten drücken soll ich wieder die Schultern locker lassen nicht ins Hohlkreuz kippen, was bislang immer passierte, und den Rumpf stabil halten und einfach nur die Bank mit komplett geradem Rücken nach unten drücken… danach kommt die Hauptarbeit für den Rumpf. Ich aber wollte nur den Prozess bis dahin trainieren. Probieren, versuchen, testen.


Und Leute, es hat geklappt. Ich habe es geschafft, obwohl der „Little talking monkey“ mir immer versucht hatte einzureden, dass das nicht gehen kann - DOCH! Es ging.

Und ich habe es dreimal hintereinander geschafft. Und dann sagte Amina, die hinter mir saß und ihre knallharten Knie in meinem Rücken hatte um mir zu zeigen, wo es „lang geht“; sie sagte plötzlich: „und siehst Du, Du kannst Dich komplett alleine halten, ich lass Dich los!“ Bislang hatte sie meinen Rücken mit Knien gestützt und zur Sicherung die Hände auf meinen Schultern gehabt. Aber dann hat sie das alles weggelassen.


LEUTE - ich hab mich allein halten können. Ich habe das selbst GEHALTEN.


Das ist so MEGA motivierend. Ich SCHAFFE das. Und ich freue ich auf jeden Tag hier, um alles zu geben.


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